Chronik

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Prolog

Zu einem guten Joint (Venture) gehört Tabak

Der FC Blau Weiß Linz ist eine Notgeburt. Zur Welt gekommen im Sommer 1997. Als zugleich offizieller wie informeller Nachfahre zweier lokaler Fußballklubs.
Dem einen, dem SV Austria Tabak, droht kurz davor das Aus. Gegründet am 9. März 1934 als SV Tabakfabrik, 1969 in SV Austria Tabak umbenannt, ist die eigene Existenz finanziell wie ideell seit jeher mit den Linzer Tabakwerken verbunden. Diese gehören zur namensstiftenden Austria Tabak GmbH, einem staatlichen Monopolkonzern. 1997 steht das Unternehmen zur teilweisen Privatisierung. Arbeitsplätze und Standorte drohen sich in Rauch aufzulösen. Für den in der 1. oberösterreichischen Landesliga spielenden SV Austria Tabak bedeutet das nichts Gutes. Die für ihn lebenswichtigen Zuwendungen des Konzerns sollen gestrichen werden. Die Funktionäre um den verdienten Obmann Erich Zauner sorgen sich: Wie das unvermeidliche Ende des Vereins abwenden?

Der andere Fußballklub ist gar kein solcher. Es sind die Anhänger des Bundesligisten FC Linz, der durch eine „Fusion“ verschwinden sollte. Auf dem Papier ist das bereits gelungen und der seit 1946 bestehende Verein offiziell im Rivalen LASK aufgegangen. Doch während Papier geduldig ist, lassen sich die FC-Anhänger nicht so einfach ausradieren. Vor allem einer nicht: Hermann Schellmann. Der Spediteur und Verpackungsunternehmer sucht nach einer Überlebensstrategie für die Anhängerschaft des FC Linz – und findet den Weg zum SV Austria Tabak.

Selbst durch und durch FC-Linz-Fan, weiß Schellmann, welches Schicksal der „Werkself“ eines privatisierten Staatsbetriebes blühen kann. In den 1970er- und frühen 1980er-Jahren kickte der FC Linz noch als Verein der Vereinigten Österreichischen Eisen- und Stahlwerke (VÖEST) unter dem Namen SK VÖEST Linz in der Staatsliga bzw. der späteren Bundesliga groß auf. 1974 wurde ein österreichischer Meistertitel eingefahren. Im Meistercup, dem Vorläufer der Champions League, durfte man sich mit dem FC Barcelona und dessen Star Johann Cruyff messen. Mitte der 1980er-Jahre setzte jedoch ein schleichender Niedergang ein. Die VÖEST verabschiedete sich nach und nach von ihrem Engagement im Spitzensport. Zeitweilige wirtschaftliche Turbulenzen des Unternehmens und politisch forcierte Privatisierungsbestrebungen waren ausschlaggebend. Bald abgenabelt vom Werk war der Verein fortan auf sich alleine gestellt – und mit der Zeit finanziell wie spirituell ausgeblutet.

Geprägt vom „Stahlstadt“-Mythos, aber der Identität als „Werkssportklub“ verlustig, hält sich der FC Linz mit dem Geld von Mäzen Franz Grad, einem Speditionsunternehmer, im Spieljahr 96/97 dennoch in der Bundesliga. Der angestrebte Klassenerhalt scheint zu gelingen. Gegen Ende der Saison landet Grad allerdings einen überraschenden Coup: Zur großen Empörung der Anhänger „fusioniert“ er den FC Linz mit dem Erzrivalen LASK. Eine Bündelung der Kräfte im Linzer Fußball soll es sein, eine Farce wird es. Denn der schwarz-weiße LASK denkt gar nicht daran, auch nur das geringste Element des blau weißen FC Linz zu übernehmen. Nur das Bundesleistungszentrum des FC Linz ist für die „Fusionsgewinner“ von Interesse. Kein Wunder, fällt ihnen damit doch die seit Jahren hervorragende Nachwuchsarbeit der Blau Weißen praktisch in den Schoß. Die Schadenfreude vieler LASK-Fans über das Schicksal des Stadtrivalen ist riesig. In der Kronen Zeitung vom 22. Mai 1997 jubelt ein „Linzer AHS-Lehrer und LASK-Fan“: „Eine neue Ära! In dieser ist die Auslöschung des FC Linz der erste LASK-Triumph!“

Kommentare und Häme dieser Art sind es aber, die den Überlebenswillen im blau weißen Lager weiter anfachen. So kommt es im Sommer 1997 zu einem ganz anderen Joint Venture im Linzer Fußball. Der SV Austria Tabak und die Anhänger des FC Linz gehen zusammen. Ein neuer Verein mit insgesamt 114-jähriger Vorgeschichte entsteht, offiziell gegründet am 1. August 1997. Als verbindendes Element werden die identen Vereinsfarben in den Namen des neuen Klubs integriert: FC Blau Weiß Linz. Präsident wird Hermann Schellmann, Ehren-Obmann Erich Zauner. Heimstätte bleibt der „Tschickbudenplatz“ von Austria Tabak in der Straßerau, der aber auf „Donaupark Stadion“ umbenannt wird.

Die vereinigten Blau Weißen sind glücklich. Vor ein paar Wochen hatten sie nichts mehr, jetzt haben sie wieder einen neuen Verein, den sie uneingeschränkt lieben und unterstützen können. Am 2. August 1997 beginnen sie (wegen einer Rasensanierung im Donaupark) am Werkssportplatz der VÖEST ihr zweites fußballerisches Leben. In der 1. Runde des ÖFB-Cups gelingt gegen den SV Bad Schallerbach gleich ein 2:0-Sieg. Das erste Tor des „Auferstehungsklubs“ erzielt einer, der für beide Vorgängervereine aktiv war: Gerald Perzy.

von Andreas Kump

 

Über den blau weißen Fußball in Linz

Wie alles begann …

Der spätere Präsident des Klubs und langjährige Zentral-Betriebsratsobmann der VÖEST, Franz Ruhaltinger, meinte einst in einem launigen Gespräch mit Chefredakteur Erwin H. Aglas anläßlich eines Interviews in Wien im Parlament, daß alle VÖEST’ler mitgeholfen hätten, das Werk mit ihren Händen aus dem Dreck zu ziehen. Als es dann später wieder bergauf ging und er sich ein klappriges Fahrrad leisten konnte, mit dem er via Spallerhof in die Schicht fuhr, fühlte er sich bereits als Kaiser. Das „aus dem Dreck gezogene Werk“ nannten sie VÖEST – was soviel hieß wie: Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke.

Da man aber neben harter Arbeit auch Sport betreiben sollte, wurde am 26. Juli 1946 ein Fussballverein gegründet. Diesen taufte man auf „Eisen und Stahl“, die Vereinsfarben wurden mit Schwarz und Weiß festgesetzt. Aber bereits drei Jahre später, im Sommer 1949 erfolgte jedoch die Umbenennung in „SK VÖEST Linz“, gegen den Willen übrigens des damaligen Bürgermeisters Ernst Koref.

Die ersten Jahre

Im Sommer 1951 erfolgte der Aufstieg in die 1. Klasse. Drei Jahre später, im Sommer 1954, erfolgte der Aufstieg in Oberösterreichs höchste Spielklasse, der Landesliga. Auch eine echte Heimstätte wurde gefunden: am 12. Juni 1954 wurde im Herzen der VÖEST am Werksgelände durch Generaldirektor Walter Hitzinger der Sportplatz eröffnet.

Und wiederum drei Jahre später stand nach der Spielzeit 1957/58 mit dem SK VÖEST der Landesmeister von Oberösterreich fest.

Drei Saisonen später, im Sommer 1961, war man wiederum Landesmeister Oberösterreichs und stieg damit verbunden in die Regionalliga, die heutige 1. Division, auf. In der darauffolgenden Spielzeit 1962/63 erfolgte die „Fusionsehe“ des SK VÖEST mit dem SV Stickstoff Linz, kurz SVS genannt. Höhepunkt dieser Spielgemeinschaft war im Dezember 1962 ein 4 : 2 – Derbysieg gegen den Linzer ASK. Doch diese Heirat mit der späteren Chemie-Mannschaft scheiterte nach nur einem Jahr und dem Gastspiel in der Staatsliga, der heutigen „tipp3“-Bundesliga.

Langsam gings nach oben

In der Saison 1968/69 ging es dann mit den „Kokslern“, wie sie im Volksmund auch genannt wurden, unter Trainer Alfred Günthner, steil bergauf. Es erfolgte der Aufstieg in Österreichs höchste Spielklasse. Man zählte sich zu den besten 16 Mannschaften der Nation. Der Linzer ASK hatte wieder eine starke Konkurrenz in Linz bekommen, so hieß es damals. Man fieberte dem ersten Linzer Bruderkampf entgegen. Und – es kam, wie es für einen Newcomer kommen mußte, die VÖEST kam gegen den LASK gehörig unter die Räder. 5 : 0 stand es auf der legendären Junghans-Uhr im Gugloval im August ’69 zu lesen. Doch die Mannen um ihren Trainer Alfred Günthner ließen sich nicht unterkriegen und belegten im ersten Jahr den 12. Tabellenplatz. Mit dem Abstieg hatte man nichts zu tun. In der Saison 1970/71 wurde immerhin schon der 6. Endrang erreicht.

1971/72 errang der SK VÖEST den 3. Tabellenrang, bei der Europacup-Premiere schied man jedoch gleich in der ersten Runde aus – gegen Dynamo Dresden gab es kein Durchkommen. Jedoch gelang im Intertoto-Sommerbewerb der erste Gesamtsieg einer teilnehmenden österreichischen Mannschaft.

Man war endgültig in der österreichischen Fussball-Elite etabliert. Im Sommer 1972 wurden die Vereinsfarben auf Blau und Weiß geändert. In der folgenden Saison 1972/73 wurde der gute 5. Tabellenplatz erreicht.

Die besten Jahre, Teil 1 – der Triumph

In der Saison 1973/74 dann der größte Triumph in der noch jungen Vereinsgeschichte. Unter Trainer Helmut Senekowitsch wurde der Meistertitel an die Donau geholt. Der schärfste Konkurrent um die österreichische Vorherrschaft, Wacker Innsbruck, remisierte in Graz bei Sturm, SK VÖEST konnte die Vienna mit zwei Toren des Deutschen Michael Lorenz 2:0 besiegen und stand somit auf dem Fussball-Olymp. Der Jubel kannte keine Grenzen. Weit vor Spielschluß tummelten sich bereits hunderte VÖEST-Anhänger auf dem Rasen. Schutzzäune gab es damals noch nicht. Dieses Schauspiel sollte sich ca. 23 Jahre später nochmals ereignen, doch dann nach einem fulminanten 8:2 gegen den FavAC beim Wiederaufstieg in die Bundesliga.

Im Europacup wurde dann mit dem Starensemble des CF Barcelona ein ganz dicker Fisch an Land gezogen. Mit anderen Worten, ein Match gegen Johan Cruyff, Johan Neeskens, Juan Esensi mit ihrem „General“ auf der Bank, dem Holländer Rinus Michels, um nur einige Namen der seinerzeitigen Katalanen-Truppe aufzuzählen. Einem 0 : 0 in Linz vor 26.000 Besuchern folgte eine 0 : 5 Packung im „Nou Camp“. Dennoch war man in der Stahlstadt stolz auf seine Ballesterer.

Die besten Jahre, Teil 2 – Top in der Liga

Im Jahr darauf konnte zwar die Meisterschaft nicht erfolgreich verteidigt werden, es reichte „nur“ zum Vize-Titel hinter Wacker Innsbruck. Im Europacup gab es erneut das Aus, diesmal gegen Vasas Budapest. Einem 2 : 0 Erfolg in Linz folgte in Ungarn eine 0 : 4 Klatsche.

Dennoch war 1975 ein erfolgreiches Jahr für den SK VÖEST. Der Intertoto-Bewerb, der heutige UI-Cup, konnte wieder gewonnen werden. Mit sechs Siegen in ebensovielen Spielen.

In der Saison 1975/76 reichte es noch für den 6. Endrang und den 3. Platz in Intertoto-Bewerb. Im Jahr darauf erreichten die Blau-Weissen den 5. Platz. Der Nachwuchs-Mannschaft im U-21 Bewerb gelingt in dieser Spielzeit die Meisterschaft einzufahren.

Es folgten zwei Spielzeiten im Mittelmaß (5. Endrang), im Mai 1978 das Cupfinale gegen Wacker Innsbruck, welches mit 1 : 1 in Linz und einem 1 : 2 am Tivoli für die Tiroler ausging, ehe man im Sommer 1978 über den eigenen Schatten springen wollte, um die Gunst der Stunde zu nützen. Der LASK war nur mehr Zweitligist – die Gelegenheit war groß, in Linz wieder zur absoluten Nummer 1 zu avancieren.

Der SK VÖEST angelte mit seinen damaligen Obmännern Ing. Hans Bradlmayr und Johann Rinner nach Willi Kreuz und siehe da, eben dieser – gerade noch von einer erfolgreichen Weltmeisterschaft mit den Nationalteam aus Argentinien heimgekehrt – übersiedelte aus Rotterdam in Holland nach Linz. Die Jubelmeldungen über diesen „Deal“ überschlugen sich förmlich.

Und die VÖEST-Elf war damals wirklich die Nr. 1 in Linz. Bei den Heimspielen passierten über 10.000 Besucher im Schnitt die alten Drehkreuze auf der Gugl. Im Meisterjahr taten dies immerhin rund 9.000 Linzer/Innen. Ein bis zur Liquidierung des Klubs nie mehr wieder erreichter Zuschauerzuspruch. Nach Beendigung der Saison 1978/79 sprang jedoch nur der 5. Tabellenplatz heraus. Eine Europacup-Teilnahme wurde knapp verfehlt.

Die ’80er – vom „Vize“ in den „Keller“

Ein Jahr später – man schrieb 1979/80 – konnte wieder der Vize-Meistertitel für den SK VÖEST bejubelt werden. Der Stadtrivale LASK, eben erst aus der 2. Liga zurückgekehrt, hielt die Meisterschaft das ganze Jahr hindurch offen. Jedoch mit einem fulminanten Schlußspurt von fünf Siegen in Serie und einem 0 : 0 Remis zuletzt gegen Admira Wacker konnte der Konkurrent noch überholt werden. Meister damals wurde Austria Wien. Der SKV erreichte wieder den guten 3. Platz im Intertoto-Bewerb.

Im Europacup waren somit erstmals zwei Linzer Teams vertreten, es folgte jedoch wieder das Ausscheiden in Runde Eins. Der SK VÖEST scheiterte an Zbrojuvka Brno – heutiges Boby Brünn – der LASK stolperte über Radnicki Nis.

In der Saison 1980/81 wurde der 6. Endrang erkämpft. Der „Gerhard Hanappi Fairnesspokal“ ging in dieser Saison an den SKV. Im September 1981 wurde die legendäre 25-Meter Bombe von Sigi Bauer zum 1-0 gegen Austria Salzburg beim 3-2 Heimsieg zum Tor des Monats gewählt. In dieser Saison 81/82 sprang aber nur mehr der 8. Endrang heraus.

Doch in den den Jahren darauf folgte immer mehr der stete Niedergang des Werksklubs. Im Sommer 1982 trennte sich der Verein von seinen letzten Stars und setzte durchwegs nur mehr auf junge hungrige Spieler. Ein Georg Zellhofer, Manfred Schill, Harald Zeilinger, Jürgen Werner – der spätere Manager, Günther Haizinger, Helmut Wartinger und dergleichen kamen damals unter Ferdinand Milanovich, der eine Doppelfunktion als Trainer und Manager ausübte, zum Zug. In den Saisonen 1982/83 und 1983/84 wurden die Endränge 8 und 12 erreicht.

1982/83 wird Gerald Haider, nachdem er in dieser Saison dreizehnmal auf Holz traf, mit 18 Volltreffern Dritter in der Torschützenliste hinter Bozo Bakota (Sturm) und Hans Krankl (Rapid).

1983/84 „wandert“ der SK VÖEST aufgrund des geringen Zuschauerinteresses von Linz nach Wels aus und kickt dort unter anderem gegen den SC Eisenstadt, Austria Klagenfurt, Wr. Sportclub, Austria Wien und den SC Neusiedl.

1984/85 spielte man fast das ganze Jahr hindurch gegen den Abstieg und auch wieder in Linz, die Welser Gastspiele gab’s nicht mehr. Die Bundesliga wurde auch zum x-ten Mal reformiert, von 16 auf 12 Vereine, der rettende 11. Platz war für die VÖEST-Elf lange Zeit in weiter Ferne. Jedoch nachdem wieder einmal ein Schlußfurioso gegen Ende der Saison gestartet wurde, gab es letzten Endes doch noch den erlösenden 9. Platz in der Tabelle zu bejubeln.

In den darauffolgenden Spielzeiten kickte der SK VÖEST in den „Mittleren Play-Off’s“. 1985/86 wurde dort der 2. Rang erreicht – Aufstieg ins „Obere Play-Off“. Der Nachwuchs wird wiedermal U-21 Meister in diesem Jahr. In diesem Oberen Play-Off wurde 1986/87 der 9. Rang belegt. Wieder zurück im „Mittleren“ folgte der enttäuschende 5. Endrang und damit…

1987/88, eines der schwärzesten Jahre in der Vereinsgeschichte. Die Truppe stieg nach 19 Jahren in der höchsten Spielklasse erstmals wieder in die Niederungen der Zweitklassigkeit ab (Abstiegs-Play Off). Janos Kondert, der ehemalige LASK-Trainer, wurde verpflichtet. Doch mit der VÖEST in den UEFA-Cup zu gelangen, war ein schwieriges Unterfangen. So war das erklärte Saisonziel. Es kam nur der Abstieg dabei heraus.

Dieses Abstiegs-Play Off konnte als 1. im Frühjahr ’89 beendet werden, ein Weiterspielen in der 2. Division war gesichert. Die U-21 Mannschaft wurde auch hier wieder Meister. Im Herbst ’89 gelang der 3. Endrang in dieser 2. Division, damit war man wieder im „Mittleren Play-Off“. Im Dezember ’89 wird Jürgen Werner’s „Piola“-Fallrückzieher zum 1-0 beim 2-0 Heimsieg gegen Wattens in Traun zum Tor des Monats gewählt. 1989/90 wurde der 2. Platz in der 2. Division.

Im Sommer 1990 erfolgte die erste Umbenennung des Klubs. Durch die Ausgliederung der Fußballsektion aus den übrigen 16 Sportsektionen der VÖEST-Alpine nannte man diesen Verein eben FC VÖEST LINZ.

Die frühen ’90er: „Auf und Ab“

Nach drei mageren Jahren in der Tristesse der 2. Liga erfolgte im Frühjahr 1991 die Auferstehung. Der Verein kehrte in die höchste österreichische Spielklasse zurück. Unter dem Feldherrn Alexander Mandziara konnte die Wiedergeburt gefeiert werden. Im Sommer 1991 erfolgte dann auch die Namensänderung in FC STAHL LINZ. Die Umstrukturierungen im Werk erforderten diese Maßnahme. Die Mannschaft spielte beherzten Fußball und sorgte für die wieder zahlreich ins Gugl-Oval pilgernden Fans für schöne Stunden in Blau Weiß. Am Ende konnte zwar „nur“ der 6. Tabellenplatz erreicht werden, denn die lange Saison zehrte an den Kräften.

Im Sommer 1992 konnte trotzdem wieder der gute 3. Platz im Intertoto-Cup bejubelt werden. Der Herbst 1992 jedoch war wieder koksschwarz und furchterregend (Platz 11 in der 12er-Liga). Niemals agierte eine VÖEST-Truppe über die Dauer von 22 Meisterschaftsspielen derart lustlos, wie dies eben seinerzeit der Fall war. Was nützte da noch, ausser der Tatsache, daß im Sommer 1993 erneut der Abstieg nach dem 6. Rang im Mittleren Play-Off heraussprang. Zu dieser Zeit verabschiedete sich offiziell auch die Verstaatlichte Industrie von seinem Anhängsel. Der Klub hieß ab sofort nur noch FC LINZ. Stolz konnte man zur dieser Zeit auf den Nachwuchs sein. Und wieder einmal wurde die jetzige U-20 Meister.

Einige Zeit später konnte mit der Fa. Stock und dem Produkt Keli zwar ein Sponsor gefunden werden, die Summe in Höhe von 4,2 Millionen Schilling für drei Jahre entbindet jedoch jeglicher Vernunft. Keli war im Vereinswappen und im Namen präsent – für ein Trinkgeld.

Nach einem Jahr in der Zweitklassigkeit kehrte man via Relegationsspielen gegen VSE St. Pölten wieder in die höchste Spielklasse zurück. Quasi als Draufgabe gab es noch die Teilnahme am 60. Österr. Cupfinale, welches allerdings gegen die Wiener Austria mit 0 : 4 in die Hosen ging.

Nach einem guten Herbst 1994 mit einem kuriosen 1-1 vor 15.000 Besuchern gegen Austria Salzburg – dies deshalb, da der Keeper der Salzburger, Otto Konrad, in der Nachspielzeit mit seinem Kopftor dafür sorgte, daß es für den Aufsteiger nichts wurde mit einem Sieg gegen den Meister – folgte ein fürchterliches Frühjahr ’95 (9. Endrang). Sieglos, Niederlagen-Serie, 1 : 7 in Linz gegen Austria Wien, garniert mit ein paar Remis, schlitterte man in die Relegation gegen den SV Ried und verlor beide Spiele. Neuerlicher Abstieg.

„Hugo“, Aufstieg – und Grad

Jürgen Werners wohl größter Schachzug in seiner Managertätigkeit war janusköpfig. Einerseits gelang es ihm, für die Zweitliga-Saison keinen Geringeren als Hugo Sanchez für zehn Monate an die Donau zu holen, andererseits holte er mit dem Pseudo-Gönner der Realisierung des Deals, Franz Grad, ein trojanisches Pferd in den Verein, was sich später bitter rächen sollte. Nach einem fulminanten Frühjahr 1996 in der 2. Liga, welches unter Trainer Heinz Hochhauser ungeschlagen überstanden wurde, gelang als Meister der sofortige Wiederaufstieg.

Und die letzte Saison dieser, seiner Art für den seinerzeitigen SK VÖEST, späteren FC LINZ, stand nun an.

Die Saison 1996/97…

Die ersten Heimspiele der Saison wurden abwechselnd mit dem Stadtrivalen LASK in Wels am altehrwürdigen Union-Platz ausgetragen. Grund war die neu zu installierende Rasenheizung auf der Gugl. Die Saison plätscherte für den FC LINZ so dahin, der rettende 9. Platz, gleichbedeutend mit der Relegation gegen voraussichtlich Vorwärts Steyr, wäre kein Problem gewesen. Genau in diese Stimmung des Findes der Truppe um seinen Kapitän Manfred Zsak, platzte die Bombe. Franz Grad, Geldgeber, aber sicher nie und nimmer Präsident des Klubs, verscherbelte den Verein an Wolfgang Rieger’s LASK. Unterstützt von Bürgermeister-Freund Franz Dobusch konzentrierte Linz per 21. Mai 1997 die Kräfte.

Die elegante Auflösung der einstmals stolzen Linzer Werkssportler wurde geschickt kaschiert. So spielte man die letzten drei Runden nach Bekanntwerden der Eliminierung des Klubs noch trocken vom Damm, unter anderem besiegte man den Rivalen LASK am 31. Mai 1997 hochverdient mit 3 : 0, dennoch wehte der Hauch des Todes in der VÖEST-Kabine, die da jetzt FC LINZ hieß.

Auch die Büroräume auf der Gugl, am 2. Mai 1994 adaptiert und vom Klub bezogen, erhielt der geächtete Rivale, wie auch die gesamte hervorragende Nachwuchsarbeit als Mitgift frei Haus serviert.

So stand man als Fan quasi über Nacht vor dem Nichts, ehe es Gottlob Meldungen und Bestrebungen gab, den blauen Fußball in Linz in Form eines Vereins mit dem wohlklingenden Namen FC BLAU WEISS LINZ weiterleben zu lassen….

NEVER FORGET: SKV

von Gernot Aglas

Bilder zur Verfügung gestellt von OEPB.at