Yahya Genc: „Es bebt alle vier Minuten“
20. Februar 2023
Am heutigen Tag der sozialen Gerechtigkeit hat sich der FC Blau-Weiß Linz dafür entschieden einen weiteren Spendenaufruf für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien zu starten. Einer, der die Situation vor Ort kennt, ist der ehemalige Blau-Weiß Spieler, Trainer und Publikumsliebling Yahya Genc. Seine Familie stammt aus Iskenderun.
Welchen Bezug hast du zu Iskenderun, einer Stadt mitten im Erdbebengebiet?
Yahya Genc: Iskenderun ist der Geburtsort meiner Eltern. Ich bin in Österreich geboren, aber natürlich habe ich den Bezug zur Region. Iskenderun ist meine zweite Heimat. Wir haben alle unsere Verwandten dort, Tanten, Onkeln, die das Beben überlebt haben. Eine entfernte Cousine von mir starb mit ihren Kindern allerdings in den Trümmern.
Was ging in euch vor, als ihr von dem Beben gehört habt?
Yahya Genc: Es war extrem dramatisch, weil wir natürlich sofort unsere Verwandten erreichen wollten, doch das war nicht möglich. Das schlimme war ja, dass das erste Beben um vier Uhr Früh stattfand. Die Leute rannten aus ihren Häusern und dann war einige Stunden Ruhe. Viele gingen zurück, um ihr Hab und Gut zu holen, doch dann kam das zweite, leichtere, Beben, und sie wurden in den Trümmern begraben. Die Dramatik, die sich dort abspielt, kann man nicht via TV oder Social Media verstehen. Man kann sich nicht vorstellen, wie es vor Ort aussieht.
Wie laufen die Rettungsarbeiten an?
Yahya Genc: Die Menschen versuchten zu flüchten, doch man konnte anfangs aus Iskenderun weder raus noch rein, auch die Rettungsmannschaften nicht. Dann brach auch noch ein Brand im Hafen aus. Es herrschte das totale Chaos. Dazu kam das Wetter: In Iskenderun hat es fast nie weniger als 20 Grad. Diesmal aber gab es Schnee und Regen, was die Arbeiten zusätzlich erschwert hat. Die Basisversorgung der Überlebenden ist mittlerweile gesichert. Es ist Kleidung vorhanden, Wasservorräte wurden erschlossen, und auch die Verpflegung ist sichergestellt.
Wie kann man am besten helfen?
Yahya Genc: Finanziell. Was fehlt sind Zelte und Maschinen. Man versucht die Trümmer zu beseitigen und die Leichen zu bergen. Wir sprechen von 50.000 Opfern, das ist in etwa die Einwohnerzahl von St. Pölten. Die große Gefahr ist, dass sich Krankheiten ausbreiten. Doch es fehlt an Baumaschinen, die man finanzieren muss, die kann man nicht einfach schicken. Viele Nachbeben erschweren die Arbeiten zusätzlich. Im Schnitt bebt alle vier Minuten die Erde. Am Wochenende gab es wieder eines mit der Stärke 5,4. Wenn es ein Beben in der Slowakei mit einer Stärke von 1,2 gibt, spüren wir das in Linz. Man kann sich also vorstellen, welche Gewalt da am Werk ist. Die Leute vor Ort helfen zusammen und selbst Griechenland, nicht gerade ein Freund der offiziellen Türkei, hilft massiv. Die Welle der Hilfsbereitschaft ist groß, aber es braucht noch mehr. Liebe Blau-Weiße helft mit. Es freut mich sehr, dass ihr unterstützt. Das zeigt den Geist in diesem Verein, meinen ersten Verein, bei dem ich schon beim SK VOEST im Nachwuchs war, bei dem ich Spieler und Trainer war, und von dem ich vor allem Fan bin.
Spenden bitte an: Gigl / Karakurt, IBAN: AT13 5400 0000 5000 0728 , BIC: OBLAAT2L, Hypo Bank, Kennwort: Erdbebenopfer