Von Juve-Besiegern und Bayern-Überholern

15. Juni 2022

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Nachwuchs Special Teil 1. Blau-Weiß Linz schlägt im Elfmeterschießen Juventus Turin. Blau-Weiß Linz verweist Bayern München auf die Plätze. VfB Stuttgart holt Last-Minute Unentschieden gegen den FC Blau-Weiß Linz. Phantasien? Träume? Nein, Realität. Unsere Nachwuchskicker matchen sich mit den Großen und das ist kein Zufall. Der Ruf des blau-weißen Nachwuchs ist sensationell. Eine Entwicklung, die sich seit Jahren abzeichnet und den hohen Professionalisierungsgrad zeigt. Nachwuchsleiter Christian Hölzl und der sportliche Leiter Sanid Salai im Teil 1 unseres großen Nachwuchs-Interviews.

Wie viele Spieler haben wir aktuell im Nachwuchs?

Christian: „Wir haben etwa 12 Mannschaften mit rund 200 Nachwuchskicker von der U6 bis U18.“

Wie sieht es infrastrukturell aus. Das Donauparkstadion als Spielstätte fällt ja derzeit aus?

Christian: „Wir müssen Flächen anmieten. Alle Mannschaften ab U14 Leistungsliga aufwärts können nicht am Schiffswerftplatz trainieren und spielen. Wir mieten uns in Auwiesen, dem Franckviertel, der ABC- oder der Verbandsanlage ein. Das kostet uns nicht nur Geld, sondern es ist alles verstreut. Die Trainer müssen mit dem Equipment im Auto herumfahren, weil wir dort keinen Platz haben, um alles zu verstauen. Das ist eine große Herausforderung, aber wir haben es bisher immer wieder gelöst. Das Problem ist, dass die Plätze in Linz, die frei wären, kein Flutlicht haben. Wir brauchen aber Plätze von Montag bis Freitag, von 17h30 bis 20h30. Die Plätze mit Flutlicht sind von den Stammvereinen belegt. Man kann sagen: Mit aktuell keiner Infrastruktur schlagen wir Juventus.“

Das Umfeld im Nachwuchs hat sich immer mehr professionalisiert. Es wird viel Wert auf die Ausbildung der Trainer gelegt und es gibt einen eigenen sportlichen Leiter. Welche Aufgabe hast du als solcher?

Sanid: „Ich fokussiere mich auf die eigenen Burschen, damit wir so viele wie möglich nach oben bringen. Natürlich betreibe ich auch Scouting, hauptsächlich in Oberösterreich. Die meisten Eltern haben für ihre Kids zuerst den LASK im Kopf, aber wenn wir sie hierherbringen, ihnen zeigen, was wir können und welche Philosophie wir verfolgen, haben wir sie schnell überredet. Doch es ist immer alles in Bewegung. Bei unseren Juventus-Besiegern haben wir wieder sechs bis acht Abgänge in diverse Akademien. Sie gehen zu den Akas von LASK, Ried, Rapid oder Salzburg.“

Ist das nicht bitter, dass man Spieler fördert und entwickelt und sie dann an die Akademien verliert?

Christian: „Früher, als es die Aka OÖ gab, war der Spieler noch immer Stammspieler beim Verein. Jetzt gehört er, wenn er in die Akademie geht, den Betreibern der Akas. Natürlich bekommt man eine Ausbildungsentschädigung. Wir wollen aber unseren Kickern zeigen, dass wir eine Art ´zweiter Bildungsweg´ zum Profi auch ohne Akademie bieten können. Spieler der U16 und U18 können sich für unsere zweite Mannschaft empfehlen. Mit Ernö Doma haben wir einen, der bei den Amateuren sehr genau auf den eigenen Nachwuchs schaut und ihnen Perspektiven bietet. Das soll unser next step sein. Wir wollen aufzeigen, dass man auch ohne Akademie groß rauskommen kann.“

Du bist schon lange im Verein und im Nachwuchs tätig. Wie siehst du die Entwicklung unserer Youngsters und des Umfelds?

Christian: „Als der FC Blau-Weiß gegründet wurde, hatten wir nur sehr wenig Nachwuchsspieler und -trainer. Wir waren froh, dass wer bei uns gespielt hat. Mittlerweile hat sich das gedreht. Jetzt müssen die Kids schon froh sein bei uns spielen zu dürfen. Das bringt natürlich eine andere Verhandlungsbasis. Es ist trotzdem immer viel Aufwand dabei. Jeder einzelne Trainer will sich punktuell verstärken, wenn seine Spieler in die nächste Altersklasse aufsteigen. Wir spielen übrigens von der U7 bis zur U14B immer mit einem Jahrgang jünger. Erst in der Leistungsliga spielen wir altersgleich.“

Trainer zu sein bedeutet enormen zeitlichen Aufwand. Sie müssen sich weiterbilden, lange Fahrten auf sich nehmen, Wochenenden opfern, sie stehen als Erstes am Platz und gehen als Letztes. Was treibt einen Nachwuchstrainer an?

Sanid: „Der Antrieb ist die Entwicklung, die man bei den Jungs sieht. Und es sind Augenblicke wie bei der Champions Trophy, wo Spieler dabei sind, die seit der U10 bei uns sind. Das Kollektiv in dieser Mannschaft extrem groß. Nur so kannst du Juve schlagen. Es sind Turniere wie der Internationale Continentale Cup wo wir mit unseren 2011ern den 3. Platz erringen, noch vor dem FC Bayern. Da lässt sich schon einiges herzeigen und das motiviert.“