Papa Schlumpf

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Christoph Schösswendter ist frischgebackener Jungpapa. Auch im Team übernimmt er gerne die „Papa Schlumpf“ Rolle und will als Führungsspieler unseren jungen Kickern bei ihrer Entwicklung helfen. Warum er sich in kürzester Zeit für einen Wechsel an die Donau entschieden hat, heute harte Arbeit und Ehrgeiz mehr als Talent zählen und wie er sich auf das „richtig geile Stadion“ freut, lest ihr hier.

Es war eine echte Transferbombe, die da am 22. Jänner geplatzt ist. Christoph Schösswendter, der 303 Spiele in der ersten und zweiten österreichischen Liga, der zweiten deutschen Liga und am europäischen Parkett mit im Gepäck hat, ist ab sofort der zweite Riese in der blauweißen Innenverteidigung. Sein Auftrag ist klar: er soll mit all seiner Routine der Papa Schlumpf in der Mannschaft sein. „Ich bin ja fast schon der Opa Schlumpf“, scherzt der 33-jährige Saalfeldner. Papa ist er auch abseits des grünen Rasens. Sein Sohn Luka ist erst fünf Monate alt. Überhaupt ist Christoph ein echter Familienmensch und das gab mitunter den Ausschlag für die Wahl seines aktuellen Arbeitgebers. Einige seiner Kollegen kennt er noch aus seiner Zeit bei der Admira wie seinen „Platznachbarn“ Fabio Strauss. Der ist zwar um einen Zentimeter größer als Christoph, mit einer 1,95 Meter und 1,94 Meter großen Innenverteidigung überragt der FC Blau-Weiß Linz auf dieser Position alle anderen. „Die Admira ist ein sehr familiär geführter Verein mit einer kleinen, aber feinen Fanschar. Dort habe ich mich immer sehr wohlgefühlt. Dieses familiäre Gefühl habe ich auch bei Blau-Weiß. Ich bin sehr bodenständig. Alle, die ich bisher im Verein getroffen habe, sind genauso drauf.“

Sofort klar: „Da will ich hin“

Bodenständige, ehrliche und hart arbeitende Fußballer wie Christoph sind im modernen Fußball gefragter denn je: „Früher hat allein das Talent entschieden. Ich war schon in meinem Heimatverein nicht der talentierteste. Da gab es zwei, drei Teamkollegen, die ich eher in der Bundesliga gesehen hätte als mich. Doch ich bin sehr ehrgeizig und war mir für nichts zu schade. Ich habe Extraschichten eingelegt und auf meinen Körper geschaut, um mein Ziel zu erreichen.“ Das liegt im Trend: „In den letzten fünf, sechs Jahren hat sich der Fußball stark verändert. Jetzt werden eher die mit der richtigen Einstellung belohnt. Heute brauche ich elf Leute, die marschieren ohne Ende, und die verstehen, was der Trainer will.“ Das hat der Salzburger bereits nach einem zwei Stunden Gespräch bei Tino und Scheibi verstanden. „Mir war sofort klar: Da will ich hin. Die Perspektive mit dem richtig geilen Stadion und der Möglichkeit zum Aufstieg ist schon überzeugend. Außerdem muss man sehen, wie viele junge Spieler von Blau-Weiß in den letzten zwei/drei Jahren in höhere Ligen gewechselt sind, das zeigt schon, dass hier richtig gut gearbeitet wird.“ Und harte Arbeit liegt unserem Abwehrriegel. „Harte Arbeit ist relativ. Ich liebe Fußball und werde immer etwas mit Fußball zu tun haben. Es klingt abgedroschen, aber ich habe das zum Beruf gemacht, was ich seit meinem fünften Lebensjahr am liebsten mache. Natürlich hätte ich jetzt irgendwo hingehen können, wo es gemütlicher gewesen wäre, aber das liegt mir nicht.“ Derzeit schreibt er seine Masterthesis und macht den Trainerschein um „idealerweise einen fließenden Übergang in meiner Karriere zu schaffen.“ Die Perspektive, auch im Linzer Stadtklub Praxis als Trainer zu sammeln, war ein Extrabonus, der ihm den Wechsel versüßt hat.

Thrillergestähltes Nervenkostüm

In das junge Team kann er sich jedenfalls sehr gut reinfühlen: „Das war bei mir vor 15 Jahren nicht anders. Die Spieler sind extrem hungrig und wissen, dass die zweite Liga nicht ihre Endstation ist. Sie wollen mit Blau-Weiß oder anderen Vereinen unbedingt nach oben. Ich habe viele Erfahrungen gemacht, um sie dabei zu unterstützen.“ Dabei besuchte Christoph nie eine Akademie. Er lernte Einzelhandelskaufmann und so auch den Umgang mit Geld. „Die Lehrlingsentschädigung war gering. Da lernt man mit Geld umzugehen und am Boden zu bleiben.“ Geld, das er unter anderem auch bei Rapid, der Austria und Union Berlin verdiente. „Auch wenn ich bei Union nicht viel zum Einsatz kam, war das eine großartige Zeit.“ In Berlin lernte er seine Verlobte und Mutter seines Sohnes kennen. Derzeit ist die Jungfamilie in einem Apartment untergebracht, das der Verein zur Verfügung stellt. „Eine Fernbeziehung wäre für uns nicht in Frage gekommen.“ Nach Umzugsstress und Trainingsalltag fanden die „Schössis“ bisher noch keine Zeit die Stadt zu erkunden. „Ich kannte ja nur die Gugl.“ Apropos Zeit: Wenn zwischen Familienvater und Mannschaftspapa noch Zeit bleibt, spielt Christoph gerne Tennis oder Golf – und er liest viel: „Zu 80 % Thriller und Krimis, der Rest sind Biografien – vor allem von Sportlern.“ Sein thrillergestähltes Nervenkostüm könnte in der Saison 2022/23 zusätzlich von Vorteil sein, nämlich dann, wenn Papa Schlumpf mit seinen Kollegen die Mission Aufstieg in Angriff nimmt.

DAS WENN ICH…WÄRE ICH…SPIEL:

Wenn ich ein Auto wäre, wäre ich… „ein SUV. Ich habe selbst seit einigen Jahren einen. Mit taugt es, die Übersicht zu haben. Abgesehen davon, wäre mir der Ein- und Ausstieg bei einem Sportwagen mit meiner Größe zu mühsam. Dazu brauchen wir viel Platz mit Kind und die Geländegängigkeit ist nicht unwesentlich, weil es in meiner Heimat im Winter viel Schnee gibt.“

Wenn ich ein Song wäre, wäre ich… „Das hat mich noch nie wer gefragt. Ich wäre wohl ein Austropop-Song. Ich komme aus einem Skigebiet, da wächst man damit auf. Es gibt auch sehr moderne Austropop-Songs.“

Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich… „Meine Freunde haben mich immer Giraffe genannt. Von meinem Typ her bin ich ruhig und besonnen, kann aber, wenn es drauf ankommt, aggressiv und laut werden. Ich schaffe es, Ruhe auszustrahlen, fahre aber auch schon mal aus der Haut. Ein Löwe würde das auch passen. Ich habe schließlich auch den Anspruch, ein Leader zu sein.“