Man sieht nur mit dem Herzen gut

Gaby Fröhlich Original (C) Hans Schornsteiner

Seit mehr als zwei Monaten betreut Gaby Fröhlich als Masseurin unser Frauenteam. Für die 33-jährige, die seit ihrer Kindheit nur 20 % Sehvermögen besitzt, ging ein Traum in Erfüllung, der mit dem Meistertitel seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Gaby hat in Linz nicht nur ihre neue Heimat, sondern mit viel Herzblut auch ihre Berufung gefunden.

Nomen est omen heißt es, wenn Gaby Fröhlich ihre Arbeit aufnimmt, sie ist eben „total happy“ und angekommen. Angekommen in Linz nach einer Reise die viele Enttäuschungen barg. Die gebürtige Steirerin verfügt von Kindesbeinen an nur über 20 % ihres Sehvermögens. Dazu kommt der Albinismus, der sie zudem extrem lichtempfindlich macht. Sie trägt daher stets eine Sonnenbrille. Bevor sie in Linz ihre neue Heimat und Berufung fand, gab es noch einige Hürden zu überwinden. „Ich kam nach Tirol in eine Blindenschule und wollte anschließend eine Lehre als Tierpflegerin machen, doch ich fand keinen Lehrplatz.“ Eine Kollegin riet ihr zu einer Ausbildung zur Heilmasseurin. An ihrer Lehrstelle war man aber schnell mit der Sehbehinderung überfordert. „Sie konnten damit nicht umgehen und ich musste abbrechen.“ Gaby ließ nicht locker und bekam den Tipp sich in Linz an die Berufslehre für Blinde und Sehbehinderte zu wenden. Von nun an ging´s bergauf. „Sie haben mir gesagt, dass ich die Ausbildung zur Masseurin gleich an der Vital Akademie beginnen kann.“ Die sportliche Steirerin, sie wurde Vizemeisterin beim Torball im Blindensport und schaffte es in das Kletter-Nationalteam, war sofort Feuer und Flamme.

„Massierte Siegermentalität“

Wie bei vielen blinden und sehbehinderten Menschen, sind auch bei Gaby die anderen Sinne deutlich ausgeprägter. „Ich habe zusätzlich den Gehör- und den Tastsinn geschärft und trainiert. Ich habe daher von Haus aus ein bisschen mehr Sensitivität als meine Kollegen in der Schule.“ Die Schule, die sie mit einer letzten Pathologieprüfung bald beenden wird. „Theorie ist nicht so meines.“ Dafür glänzt sie in der Praxis umso mehr, etwa bei unseren Frauen. Ein Facebook-Aufruf bzw. ein Aushang an der Vitalakademie brachten Gaby zu den Kleinmünchnerinnen. Sie unterstützt nun Isabella Schöberl, die schon seit 2019 das Team betreut. „Ich war anfangs schon ein wenig geschockt, als es hieß, dass sie mich während des Spiels dabeihaben wollen.“ Der Schock hielt aber nicht lange, denn Assistenz-Coach Thomas Wüest ist immer zur Stelle, wenn Gaby gebraucht wird. „Er ruft ´Gaby nimm deine Sachen´ und begleitet mich aufs Spielfeld. Ich sehe ja nicht, ob mir der Schiri erlaubt, dass ich aufs Feld darf.“

Vom Beruf zur Berufung 

Mit Isabella begleitet Gaby nun abwechselnd die Trainings und Spiele, sowohl zuhause als auch auswärts. Gaby ist stets zur Stelle, obwohl sie eigentlich „keine Ahnung von Fußball“ hat. Dass sie dann gleich ein Meisterteam zum Aufstieg mitmassieren darf, hat sie doppelt gefreut. „Ich habe es unserem Team so gegönnt. Sie haben so hart gearbeitet und es sich richtig verdient.“ Nicht nur ihre Trophäensammlung ist mit der Meistermedaille nun um ein Stück reicher, auch ihr Leben wurde durch unser Frauenteam bereichert. „Vor 13 Jahren wollte ich nicht mit Menschen, sondern Tieren arbeiten. Der Beruf hat mich wieder zum Menschenfreund werden lassen. Ich kann den Klienten unmittelbar helfen und das macht unheimlich viel Freude.“ Freude hat sie auch mit dem neuen Stadion, wenngleich: „Ich da mehr trainieren muss. Das Feld ist ja um einiges größer.“ Doch das sollte kein Problem werden, wenn Thomas Wüest im neuen Donaupark-Stadion dann rufen wird: „Gaby nimm deine Sachen“.