„Ich hatte Tränen in den Augen“

Im zweiten Teil unseres Interviews mit Stefan Reiter bringt er Einblicke in die Trainingssituation des Nachwuchses, schildert seine Vision des Stadions für alle, erklärt warum er kürzlich zu Tränen gerührt war und natürlich auch wie es mit ihm persönlich weitergeht. 

Der Nachwuchs liegt dem Verein seit jeher am Herzen. Mit dem Wegfall des alten Donauparks ergab sich ein Platzproblem. Wie sieht es da konkret aus? Gibt es schon eine Lösung? 

Stefan Reiter: „Alle reden nur mehr vom Stadion und der Bundesliga, und wir sind natürlich überglücklich das wohl schönste und modernste Stadion Österreichs zu bekommen. Dennoch ist es mir besonders wichtig auf die Situation des Nachwuchses hinzuweisen. Trotz Sparens wurde vom Verein in den letzten zweieinhalb Jahren dort nichts gekürzt, und wir haben das in Zukunft auch nicht vor. Wir haben derzeit nur den kleinen Schiffswerftplatz, der aber ab der U16 bis zu den Amateuren nicht meisterschaftstauglich ist. Deshalb waren wir auf der Suche nach Partner- und Kooperationsvereinen, die uns ihre Anlagen für Trainings und Spiele zur Verfügung stellen. Die haben wir mit ASKÖ Franckviertel und ASKÖ Westbahn gefunden. Auch da investieren wir, weil die Plätze in Top Zustand sein sollen. Wir versuchen dort Flutlichtprojekte zu installieren, um auch am Abend trainieren zu können. Jetzt fehlt noch dringend ein Kunstrasenplatz, um den Jugendlichen im Winter Trainingsmöglichkeiten zu bieten.“

Eine weitere Kooperation scheint dir besonders Freude zu bereiten, die Spielgemeinschaft Blau-Weiß Linz/Union Kleinmünchen.

Stefan Reiter: „Ich bin beim letzten Spiel gegen den WSC vor dem Laptop gesessen und habe mir den Sieg und die Meister- bzw. Aufstiegsfeier angeschaut. Die Szenen nach dem Spiel haben mich so berührt, dass ich Tränen in den Augen hatte. Das hat eindrucksvoll bewiesen, dass die Anstrengungen und Investitionen, die wir in die Spielgemeinschaft gesteckt haben, mehr als gerechtfertigt waren. Und das ermutigt uns, uns noch stärker für den Frauen- und Mädchenfußball zu engagieren. Es würde mich deshalb freuen, wenn sich mehr Zuschauer und Sponsoren gewinnen lassen würden, denn unsere Frauen haben sich das absolut verdient. Besonders stolz bin ich, dass es uns mit Union Kleinmünchen gelungen ist die erste Frauen-Fußballakademie in OÖ zu gründen, die FFA. Diese wird unter Federführung unserer Prokuristin Stephanie Höller geführt. Sie hat nicht nur daran einen unheimlich hohen Anteil, sondern ist mit ihrer akribischen Arbeit auch erheblich an der finanziellen Gesundung des Vereins beteiligt.“

In einem Jahr sollen wir bereits unsere neue Heimstätte beziehen. Welche Vision hast du für den neuen Donaupark?

Stefan Reiter: „Das neue Stadion muss für alle offen stehen. Jeder, dem Blau-Weiß am Herzen liegt, muss sich klar sein, dass so ein Stadion viel Geld kostet und wir allen Platz bieten wollen. Es wird das wohl schönste Stadion Österreichs und das soll es nicht nur am Eröffnungstag sein, sondern die nächsten 25 Jahre und darüber hinaus so bleiben. Wir wollen daher jeden Zuschauer, egal wie wenig Bezug er zum Verein hat, freundlich behandeln, denn wird er das, wird er früher oder später ein echter Blau-Weiß Fan. Es ist das klare Ziel des Vereins die Fanbase, Freunde und Partner zu vermehren und wir werden diesen Prozess vereinsseitig massiv unterstützen. Wir wollen – wie in unserer Präambel niedergeschrieben – alle Personen herzlich willkommen heißen. Ich liebe Fangesänge, aber sie müssen unserer Präambel entsprechen. Wir haben es nicht not, andere zu beleidigen, auch wenn die es machen, weil wir in so vielen Dingen positiv anders sind. Wir sind anders in der Kaderzusammenstellung, in der Integration, in den sozialen Komponenten. Wir wollen uns bewusst von anderen unterscheiden, denn wir sind cooler. Gewalt hat da keinen Platz weder vor oder außerhalb unseres Stadions noch in anderen Stadien. Der Verein wird alles was in seinen Möglichkeiten steht tun, um dem Einhalt zu gebieten. Der Verein vertritt die Stadt Linz und das muss jedem bewusst sein. Wir vertreten den Fußball, Toleranz, Offenheit und Gewaltfreiheit. Wer sich damit nicht identifizieren kann, ist kein echter Blau-Weißer.“

Zu Guter Letzt. Wie geht es mit dir persönlich weiter? Wirst du uns erhalten bleiben?

Stefan Reiter: „Ich habe bei meinem Antritt den Stakeholdern versprochen, dass ich den Verein im Sinne der kaufmännischen Sorgfaltspflicht ordentlich führen, organisatorisch strukturieren, und sportlich mit Hilfe meiner Mitarbeiter auf eine erfolgreiche Spur bringen werde. Außerdem, dass ich mich in die Arbeit der Stadionerrichtung – wo wir ja nicht selbst Bauherr sind – mit meiner Erfahrung einbringe. Es geht darum der blauweißen Base einen Verein zu einem angemessenen Zeitpunkt meinem(n) Nachfolger/innen übergeben zu können. Derzeit habe ich noch massiv Spaß und Freude an der Arbeit, bin topfit und motiviert, und ich lasse mir daher meine Endentscheidung noch offen. Ich habe unheimliche Freude daran mit ALLEN Mannschaften und ihren Betreuern, sowie mit meinen engsten Office-Mitarbeitern Stephanie Höller, Peter Huliak und Patrick Vormair – die alle topmotiviert, hervorragendes leisten – zu arbeiten. Es herrscht eine großartige Stimmung und wir ziehen alle – sowohl im sportlichen als auch im wirtschaftlichen – an einem Strang. Daher kann ich mir sehr wohl vorstellen, das eine oder andere Jahr länger zu bleiben.“