Wir müssen demütig bleiben

WhatsApp Image 2022-07-25 at 16.10.40

Rechtzeitig vor dem Saisonauftakt lässt unser Geschäftsführer Stefan Reiter in Teil 1 dieses „blau-weißen Sommergesprächs“ die letzten zweieinhalb Jahre Revue passieren. Er erklärt, wie der wirtschaftliche und sportliche Turnaround gelang, warum die letzte Saison für ihn die wichtigste war und was sich beim Merchandising tun wird. Teil 2 gibt es morgen zu lesen.

Als du im November 2019 zum Verein gekommen bist, stand der Club knapp vor dem Aus. Zweieinhalb Jahre später sind wir einmal Meister und einmal Dritter geworden, und stehen wirtschaftlich so gut da wie noch nie. Wie ist dieser Turnaround gelungen?

Stefan Reiter: „Wir haben im Dezember 2019/Jänner 2020, als wir in den roten Zahlen standen, einen Prozess begonnen, der bis heute andauert, und noch weitere 25 Jahre und länger dauern soll. Ein Prozess, der wirtschaftliche Stabilität garantieren soll. Es wurden damals konkrete Maßnahmen getroffen, die kurz-, mittel- und langfristig wirken und die natürlich weitergehen. Zum einen wurde eine wirtschaftlich passende Personalplanung und eine richtige Finanzvorschau eingeführt. Dazu haben wir konkrete klare Abrechnungssysteme innerhalb des Vereins etabliert. Und wir haben das Credo eingeführt: Sparen, sparen, sparen. Sparen, um diese Reserven und Finanzmittel richtig und zielführend einzusetzen. Wir gehen mit unseren Ressourcen demütig um, und das wird, solange ich da bin, zu 100 % weitergeführt.“

Du hast in einem Interview mit den OÖN erzählt, dass es dir auf den Geist ging, dass es hieß in der abgelaufenen Saison würde es um nichts gehen. Es sei für dich die wichtigste Saison gewesen. Wie meinst du das konkret? 

Stefan Reiter: „Es war die wichtigste Saison, weil es um die Mannschaftsfindung ging, mit der wie heuer um den Meistertitel mitspielen wollen. Mit den eingesparten Mitteln und den Transfererlösen – wir hatten nach der Meistersaison die höchsten Transfererlöse der Geschichte – konnten wir uns dementsprechend für 2022/23 aufstellen. Man darf nie vergessen, und da bin ich wieder beim Thema Demut, dass der Verein in dieser damals schwierigen wirtschaftlichen Situation auch sportlich knapp vor einem Abgrund stand. Wir haben klare Personalentscheidungen im Winter getroffen und damit auch den sportlichen Turnaround geschafft. Mit der Top-Arbeit von Tino Wawra und Ronny Brunmayr sind wir dann Meister geworden. Im Umbruchjahr danach haben wir die Transfererlöse nicht gleich investiert, sondern zurückgelegt. Sportlich haben wir unter Gerald Scheiblehner, der mit Tino und seinen Assistenten die Systematiken nicht geändert und ein Team geformt hat, dass überraschend Dritter geworden ist. Heuer haben wir einiges investiert, aber es gibt keine finanziellen Abenteuer. Ich gebe die Garantie ab, dass wir auch am 30.6.2023, am letzten Tag unseres Geschäftsjahres, keine Schulden haben werden.“

Du hast die Geschichte erwähnt: Die erfolgreichsten sportlichen und wirtschaftlichen Jahre. Der Verein wurde heuer 25 Jahre, das war bisher kein großes Thema. Kommt da noch etwas?

Stefan Reiter: „Die ideologische und rechtliche Vereinsgründung und seiner historischen Wurzeln ist mir sehr wohl bewusst und ich mag es auch auf eine gewisse Weise traditionelle Errungenschaften hochzuhalten. Aber es ist klar, FC Blau-Weiß Linz ist eine eigene Marke und existiert erst 25 Jahre. Die Zukunft in den nächsten 100 Jahren soll Blau-Weiß Linz sein, und die Fans sollen hinter dieser Marke stehen. Wir gehen im Verein würdig und demütig mit dem Jubiläum um. Fakt ist aber, dass wir derzeit keine Heimstätte haben, und eine solche Veranstaltung sollte auf einer eigenen Sportstätte stattfinden. Ein kleines Team hat sich schon seit Monaten damit beschäftigt eine andere Location zu finden und ein passendes Programm zu erstellen.“

In Fankreisen wird auch das Thema Merchandising oft kritisiert. Was wird sich in diesem Bereich tun?

Stefan Reiter: „Die Fans, und auch wir als Verein, sind schon länger mit dem Thema Merchandising unzufrieden. Durch das Erfüllen der dringlichen Aufgaben der letzten zwei intensiven Jahre, samt Corona, ist das Thema stark vernachlässigt worden. Wir stellen das nun komplett auf neue Füße, und zwar mit verschiedenen Kombinationen. Die ersten Änderungen werden bereits langsam im Sommer und Herbst 2022 sichtbar werden. Die hauptsächliche Zielsetzung ist es, dass im neuen Stadion, in dem auch ein Sportgeschäft beheimatet sein wird, dort täglich Merch-Produkte für uns verkauft werden, auch am Spieltag. Parallel dazu wird der Onlineshop verbessert, und die Produktgestaltung erneuert. Die von vielen Fans geliebten Produkte von Daniel Schwandl spielen dabei eine entscheidende Rolle.“